Vorstand Lackner zu IDD-Überprüfung und Auswirkungen der Energiewende auf Versicherer (NL 2b/24)

Im 2. Teil des Interview mit Ing. Thomas Lackner, HDI-Vorstand erfahren wir Details, u.a. was „neue HDI-Produkte“ auszeichnet, ob Nachhaltigkeit / ESG nur ein Trend oder die Zukunft ist. Aber auch, ob E-Autos öfter brennen, Solaranlagen riskant sind und was die Energiewende für einen Versicherer hinsichtlich Risiko-/Schadenskalkulation bedeutet. Auch Juristisches steht auf der Fragenliste, konkret sind IDD-Überprüfung und Durchsicht von Beratungsprotokollen ein Thema.

Im 1. Teil des Interviews berichtete uns Vorstand Lackner über den Generationswechsel bei HDI und welche neuen Produkte auf den Markt gebracht wurden. Zum Nachlesen hier klicken… 

Foto Ing. Thomas Lackner, copyright Atelier Prendinger

IVVA: Was zeichnet die neuen Produkte aus, die Sie im 1. Teil des Interviews angepriesen haben?

Lackner: Beim Haushalt haben wir ein sehr gutes Preis-/ Leistungsverhältnis und wir haben hier auch eine ESG-Komponente eingebaut, die gut angenommen wird. Wir haben z.B. Solarpakete und alles, was dazu gehört, als versicherbar hineingenommen. Auch in die KFZ-Versicherung haben wir die E-Mobilität stärker hineingenommen. Das ist in der Produktion noch überschaubar – wenn man sich die absoluten Zahlen ansieht – aber das wird in den nächsten Jahren stark wachsen.

IVVA: ESG steht für Nachhaltigkeit, zumindest das E (environment). Ist das nur ein Trend oder doch zukunftsträchtig? Und wie steht die HDI zu Nachhaltigkeit?

Lackner: Also für die HDI ist Nachhaltigkeit viel mehr als nur ein kurzfristiger Trend. Wer Details dazu wissen möchte, den verweise ich auf unseren aktuellen Geschäftsbericht (hier herunterladen…). Wir praktizieren seit vielen Jahren Mülltrennung, sparen Papier ein, produzieren mit eigener Solaranlage Strom, reduzierten die CO2-Intensität des Portfolios um 20 %, etc. Und berücksichtigen den Wandel zur E-Mobilität bzw. zur geänderter Energie-Erzeugung auch in unseren Produkten.

IVVA: Ich nehme an, diese neuen Produkte kommen vor allem im Firmenbereich schon gut an?

Lackner: Genau. Weil ja auch die Unternehmen ESG-Ziele umsetzen müssen. Und sich daher bewusst für E-Autos entscheiden. Und das wird in unseren Produkten bereits abgebildet und mit Umweltprämien gefördert.

IVVA: Wie schaut es mit den Privat-Bereich aus?

Lackner: Im Privatbereich ist das noch nicht so erfolgreich. Dort schaut man – wie schon gesagt, gerade jetzt sehr genau auf die Kosten und fragt, ob man das heuer wirklich braucht. Leider sind diese Produkte, egal ob E-Autos oder Sonnenkollektoren mit Speicher, etc. immer noch teuer.

Aber wir als HDI unterstützen das, trotzdem versicherungstechnisch noch nicht klar ist, wie das mit den Risiken genau aussieht, weil uns die langjährigen Erfahrungen fehlen.

IVVA: Sie spielen da auf das Risko an, dass E-Autos brennen können, oder?

Lackner: Nicht nur. Die Batterie des E-Autos ist sicher aus Versicherer-Sicht ein Problem. Sie ist sehr teuer. Und niemand weiß: Wie lange ist die Lebensdauer? Was leistet die Batterie nach 6, 7, 8 Jahren noch? Und ja, brennen kann sie auch.
Beim Gebrauchtwagen-Kauf steht man dann vor der Frage: Wie gut ist die Batterie noch? Ein Diesel fährt auch nach 300.000 km immer noch.

Hier fehlen uns noch die Erfahrungswerte, was die Aktuars-Tätigkeit, also die Kalkulation noch schwer macht.

Und: Wenn die Batterie einen Schaden erleidet, dann ist das in der Regel ein Totalschaden. Denn durch die verbaute Technik im E-Auto steigt auch der Durchschnittsschaden, wenn was passiert.

IVVA: Und was ist das Problem bei der Energie-Wende?

Lackner: Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Ja, auch die Energiewende müssen wir als Gesellschaft umsetzen und ich bin auch dafür, dass dies staatlich gefördert wird. Aber versicherungstechnisch ist auch die Energiewende schwierig umzusetzen.

IVVA: Warum?

Lackner: Nehmen wir die Fotovoltaik her. Sie schrauben sich eine Anlage aufs Dach und stellen eine Pufferbatterie in den Keller. Folge: Damit steigt das Schadens-Risiko. Denn durch Hagel kann das Panel beschädigt werden und die Batterie erhöht das Feuerrisiko. Man liest regelmäßig von brennenden Batterien, die vom Keller aus, das ganze Wohnhaus in Mitleidenschaft ziehen. Selbst wenn es kein Vollbrand war, muss das Haus wochenlang wegen der Ruß- und Rauchentwicklung gereinigt werden.

Daher: Aus Sicht des Klimas ist die Wende unbedingt nötig. Als Versicherer muss man das noch genau beobachten und Daten sammeln.

IVVA: Aber ich las unlängst, von einer Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit, die formulierte: Die Angst vor dem Akkubrand ist größer als dessen Wahrscheinlichkeit. Und: Es gebe keine größere Brandgefahr bei E-Autos, als bei Pkw’s mit fossilem Antrieb.

Lackner: Das mag so sein. Aber überall dort, wo sie elektrische Energie haben, gibt es ein gewisses Risiko. Wenn sie ein Auto/Rad in der Garage anstecken und laden, kann durch den Strom etwas zu glosen, schmelzen, brennen beginnen. Wenn Sie mit einem E-Auto an den Randstein ankommen, dann kann dadurch die Batterie beschädigt werden. Da stellt sich dann rasch die Frage, ob das reparabel ist. Und selbst wenn, dann kostet die Batterie so viel, dass die Wahrscheinlichkeit des Totalschadens sehr hoch ist. Beim normalen Fahrzeug würden sie dann die Kotflügel, Reifen, Felgen tauschen. Und das Fahrzeug fährt wieder.

Fakt ist: Ein Versicherer lebt von Mathematik und der großen Zahl, da fehlen uns in vielen Bereichen, die aber noch auf uns zukommen, die Langfrist-Daten, um damit perfekt umgehen zu können.

IVVA: Neues Thema: IDD-Überprüfung. Wie geht es Ihnen da mit der Tätigkeit der Agenten, gibt es etwas zu verbessern, oder haben Sie und unsere Agenten die IDD schon im kleinen Finger?

Lackner: Da kann ich Ihnen berichten, dass wir kürzlich das Abschlussgespräch mit der FMA hatten. Unser Haus wurde davor rund 6 Wochen durchleuchtet. Thema waren Beratung, Beratungsstrecken, Wünsche- und Bedürfnistest, und und und. Ich denke, dass wir diese Prüfung gut bestanden haben. Und ich kann von keinen Problemen mit Ihren Agenten berichten.

Aber ich möchte alle Vermittler darauf hinweisen, dass diese Vorgaben ganz wichtig sind. Bitte auch weiterhin genau darauf zu schauen. Manches ist mühsam. Aber es ist Gesetz und es wird sehr genau geprüft. Oft schwärmt das Marktamt in Wien aus und taucht zu Vor-Ort-Prüfungen auf.

IVVA: Was wollte die FMA sehen? Beratungsprotokolle?

Mehr dazu erfahren Sie im letzten Teil des Interviews.
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