DORA: Warum Vermittler betroffen sein werden! Wie bereitet sich Helvetia vor? (NL 12b/24)

Werner Panhauser, Vorstand Helvetia, Foto beigestellt

Im heutigen 3. Teil des Interviews mit Werner Panhauser, Vorstand für Vertrieb und Marketing bei der Helvetia Versicherungen AG erfahren wir

– mehr über ein Privat-Haftpflichtprodukt, das viele Vermittler im Interesse Ihrer Kunden, aber auch zur eigenen Absicherung kaufen bzw. verkaufen sollten,
– wie sich Helvetia auf DORA vorbereitet und wieso dieser „Digital Operational Resilience Act“ auch die Vermittler treffen wird,
– wie es Helvetia hinsichtlich Nachwuchs/Nachfolge geht,
– wie sich der Agenturvertrieb entwickelt hat und warum Helvetia für Agenten attraktiv ist!

Im 1. Teil erfuhren wir, wie es der Helvetia im Vorjahr gegangen ist und wie man etwa Inflation, Krisen, aber auch Umweltereignisse verkraftet hat. Auch das Produzieren und Versenden von hunderttausenden Seiten Papier im Monat war Thema. Ist das alternative Versenden von Polizzen via E-mail eine gute Alternative?
Was hält VST Panhauser vom „zwangsweisen“ Einsammeln von E-mail-Adressen? Könnte das auch bei der Helvetia vorkommen? Zum Nachlesen hier…

Im 2. Teil des Interviews erfahren wir, wie Helvetia das Thema Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen umsetzt und ob es Probleme mit der IDD-Umsetzung in der Praxis gibt. Auch das Thema „FMA-Prüfung“ bzw. „ALLE Beratungsprotokolle oder nur stichprobenhafte Ablieferung“ und die zwangsweise Retournierung aller Unterlagen und die Frage, wie sich der Agent dann von behaupteter Fehlberatung freibeweisen können soll, wurden ausführlich besprochen: Das Beratungsprotokoll als Rettungsanker für Agenten, Vermittler! Ebenso klären wir, warum Helvetia die Agenten – korrekterweise – als Datenverantwortliche und nicht als weisungsgebundene Auftragsverarbeiter einstuft. Zum Nachlesen hier…

 

IVVA: Vorige Woche sprachen wir davon, dass das Beratungsprotokoll der Rettungsanker für Agenten im Falle von behaupteter Fehlberatung sein kann. Ich habe den Eindruck, dass viele Agenten, viele Vermittler der „eigenen Absicherung“ noch sehr wenig Beachtung schenkt. Sollte man hier nicht aktiv werden?

Panhauser: Das ist auch mein Eindruck. Hier möchte ich auf ein innovatives Produkt unseres Hauses verweisen. Ein Privat-Haftpflichtprodukt, das viele Vermittler im Interesse Ihrer Kunden, aber auch zur eigenen Absicherung kaufen bzw. verkaufen.

IVVA: Klingt interessant. Haben Sie ein paar Details für unsere Leser? Ist das Produkt leistbar? Bitte um ein paar Highlights, die das Produkt auszeichnen.

Panhauser: Das Produkt bietet z.B. im Rahmen der Ausfalldeckung Versicherungsschutz, wenn der Versicherungsnehmer durch jemand Anderen einen Sach- oder Personenschaden erleidet und der Schädiger selbst keine eigene Versicherung und keine finanziellen Mittel hat, um den Schaden zu ersetzen. Egal ob der Schaden durch einen Fahrrad-, eScooter oder Schifahrer verursacht wird, können damit Schäden bis € 50 Mio bei Sach- bzw. € 10 Mio bei Personenschäden abgesichert werden

Oder denken Sie z.B. an Schäden bei der Nutzung eines Kfz als Fahrgast oder Mitfahrer. Seit Jahren ergeben sich hier gravierende Deckungslücken, die auch medial bereits breit diskutiert wurden. So etwa der Fall eines Taxi-Fahrgasts, der beim Aussteigen die Kfz-Türe beschädigt und für den Schaden von über € 4.000 selbst aufkommen musste, da seine PHV den Schaden aufgrund Benützung eines Kfz abgelehnt hat.  Protecta.at schließt diese Deckungslücke erstmalig in Österreich

Ebenfalls hervorzuheben ist die Mitversicherung von verursachten Schäden an einer  Mietwohnung. Viele Mieter und Vermieter gehen nämlich fälschlich davon aus, dass diese Schäden ohnehin automatisch über eine PHV gedeckt sind, was allerdings zeitlich nur sehr begrenzt der Fall ist.

Es gibt noch sehr viel mehr, was dieses innovative Produkt bietet. Unter anderem mit solchen Produkten versuchen wir, unsere Vermitter vor Haftungsproblemen Ihrer Kunden zu schützen. (Anmerkung Redaktion: Eine Deckungsübersicht finden Sie hier: Protecta_PHV Einfach protecta Deckungsübersicht)

IVVA: Anderes Thema, dessen Scharfschaltung in Kürze bevorsteht, die DORA. Wie bereiten Sie Ihr Haus auf DORA vor? Im Gegensatz zu anderen Verbänden bin ich überzeugt davon, dass DORA auch den einzelnen Berater/ Vermittler treffen wird. Etwa weil die Produktgeber Vorgaben machen werden müssen, wie man aufgestellt sein muss, um als Vermittler künftig mit dem Versicherer, der Wertpapierfirma, der Bank etc. zusammenarbeiten zu dürfen. Ich denke, schon alleine deshalb, um z.B. im Hacker-Angriffsfall nicht vorgeworfen zu bekommen, man habe die Sorgfaltspflichten verletzt, etc. Wie sehen Sie das?

Panhauser: Ich sehe das wie Sie, das wird auch in die Sphäre der Vermittler reinwirken.
Niemand kann sagen, das geht mich nichts an. Fakt ist, die DORA, also der „Digital Operational Resilience Act“ wurde 2022 beschlossen, trat mit 17.1.23 in Kraft und wir haben nun bis zum 16.1.2025 Zeit, um sich darauf vorzubereiten, weil am 17.1.25 ist DORA anzuwenden. In knapp einem Jahr ist also die Übergangsfrist vorbei.

IVVA: Wie binden Sie die Vermittler ein?

Panhauser: Aktuell noch nicht, weil wir das Projekt noch intern bearbeiten, sobald aber die Eckpunkte feststehen, werden wir aktiv an unsere Partner hinaus gehen. Momentan überlegen sich EDV-, Organisations-Verantwortliche, Juristen, etc. wie die Umsetzung der DORA in der Praxis aussehen wird.

Wir sind natürlich in einem Schweizer-Konzern integriert, da gibt es schon viele gute Überlegungen. Aber in der Praxis stoßen Sie trotzdem auf zahlreiche Probleme, die dann gelöst werden müssen. Z.B. stellen sie plötzlich fest, dass Sie auf einmal keine Dokumente mehr hochladen können, weil der Webseiten-Betreiber Angst vor Hackern und deren verseuchten Dokumenten hat und daher lieber eher sagt, das könnte eine verdächtige Firma sein. Auch das Thema Dokumenten-Klassifizierung, was ist vertraulich, was ist intern, was darf nach außen, wird ein schwierig umzusetzendes Thema.

Aber wir werden rechtzeitig auf die Vermittler zugehen, um ihnen zu erklären, wie wir uns die künftige Form der Zusammenarbeit unter Einhaltung der DORA vorstellen. Natürlich versuchen wir die Prozesse so einfach wie möglich zu gestalten, aber dass der Vermittler einfach so weiter macht, wie bisher, das wird nicht möglich sein. Immerhin greift er ja von außen auf bestimmte Teile unseres Systems zu und da werden neue Sicherheitsregeln gelten müssen.

IVVA: Bitte auch den IVVA diesbezüglich am Laufenden halten, denn ich sehe es als unsere Aufgabe als Interessensverband an, die Vermittler rechtzeitig auf bevorstehende Änderungen hinzuweisen, weil sie ja wahrscheinlich auch ihre Organisation, EDV, Internet-Anbindung (VPN?), etc. umstellen müssen…

Neues Thema: Kommen wir zum Thema Nachwuchs / Nachfolge? Seit Jahren ein wachsendes Problem. Wie ging es Ihnen im Vorjahr mit der Mitarbeiter-Suche, der Anbindung von neuen Agenturen, bei Bestands-Übergaben?

Panhauser: Um beim letzten Punkt zu beginnen: Bei Helvetia laufen Übergaben sehr gut.  Fast alle laufen perfekt ab, die Bestände werden weiter sehr gut betreut, die Ehemaligen kommen weiterhin zu den Weihnachtsfeiern, etc. Es herrscht ein gutes Miteinander.

Hinsichtlich Fachkräfte kann ich auch nicht klagen. Wir haben zahlreiche neue, kompetente Mitarbeiter aufgenommen. Wir halten seit 2022 auch ganz gezielt nach weiblichen Mitarbeitern Ausschau. Und haben z.B. im Vorjahr 15 neue Mitarbeiterinnen für den Außendienst aufgenommen. Von der jungen 23-jährigen bis zur gestandenen Frau, die ganz neu beruflich anfangen wollte. Und alle sind mit vollem Engagement dabei. Das zu beobachten macht sehr viel Freude.

IVVA: Wie gelingt es Ihnen gerade Frauen anzusprechen, wo doch die mit (Kinder-) Betreuungspflichten „verplant“ sind?

Panhauser: Naja, der Gesetzgeber muss schon auch mitmachen, also die Rahmenbedingungen weiter verbessern. Wir als Arbeitgeber können nicht alles allein machen.

Aber wir unternehmen schon vieles, um unseren (neuen) Mitarbeitern zu helfen. Etwa mit freier Zeiteinteilung, die wir ermöglichen. Wenn es also im Ort einen guten Hort gibt, lässt sich einiges bewerkstelligen. Aber wie gesagt, auch Frauen, deren Kinder schon außer Haus sind, kommen verstärkt zu uns.

IVVA: Wie hat sich der Agenturvertrieb 2023 entwickelt?

Panhauser: Auch da sind wir stark gewachsen, es haben sicher 20 neue Partner bei uns angedockt.
Helvetia bietet allen eine logistische und materielle Unterstützung, wenn man für Helvetia selbständig tätig werden will. So z.B. bei der Ausgestaltung der Büro-Räumlichkeiten. Da habe ich als Helvetia ein Eigeninteresse, wenn in vielen Regionen „Helvetia vor Ort ist“, also das Agenten-Büro von weitem als Helvetia-Büro zu erkennen ist.

Oft wird es auch um eine Zulassungsstelle erweitert. Damit entsteht dann ein „One stop shop System“, und dieser „Shop“ ist dann oft die letzte verbleibende Kommunikationsstelle im Ort, wenn andere Geschäfte und Postpartner schon zugesperrt haben.

IVVA: Für wie viele Mitarbeiter sind Sie eigentlich zuständig?

Panhauser: Ich bin für Angestellte und Agenturen zuständig. Da hätten wir also 700 + 100 im Innendienst. Dazu kommen 35 große Dienstleistungszentren und 70 kleinere und mittlere Agentur-Outlets, die Helvetia-gebrandet sind, natürlich den Agenten gehören, aber von Helvetia unterstützt werden.

IVVA: Wie erklären Sie, warum Helvetia für Agenten derart interessant ist?

Panhauser: Der Agentur-Ausbau war und ist wesentlicher Teil unserer Wachstumsstrategie. Wir stellen eine partnerschaftliche Zusammenarbeit in den Mittelpunkt unseres Handelns. Und das spricht sich via „Mundpropaganda“ seit vielen Jahren herum.

Wir legen größten Wert auf eine gegenseitig gewinnbringende Partnerschaft, die sich durch Respekt, Anstand und Wertschätzung auszeichnet. Agenturen sind selbstständige Unternehmen und so behandeln wir Sie auch. Denn neben guten Produkten und Services, die wir bieten, ist mindestens genauso wichtig das Umfeld, in dem man arbeitet. Der Faktor Gemeinschaft und Spaß bei der Arbeit sind wichtig. Ich denke, bei uns docken besonders gerne jene Menschen an, die auch in beruflichen Angelegenheiten ein „familien-ähnliches Umfeld“ haben möchten.

Weiters sind wir dezentral organisiert. Unsere Regional- und Verkaufsleiter haben weitreichende Kompetenzen und bieten so, schnelle und einfache Kommunikationswege und Lösungen.

Und durch unseren langjährigen österreichweiten Ausbau dank neuer Agenturpartner konnten wir entsprechend Know-how aufbauen, das es uns ermöglicht, Agenturen beim Einstieg als unsere Partner bestmöglich zu unterstützen.

IVVA: Suchen Sie weitere Agenten als Vertriebs-Partner? Wohin sollen sich Interessierte wenden, um abzuklären, wie eine Zusammenarbeit aussehen könnte?

Panhauser: Ein klares JA dazu. Ich bin überzeugt davon, dass wir im Vergleich zum Markt ein besseres Package bieten. Daher sollte man zumindest mit uns sprechen, bevor man sich beruflich verändert, bzw. wenn man sich beruflich verändern möchte. Ganz einfach einen unserer Agentur-Verkaufsleiter kontaktieren (Die Ansprechpartner in den Bundesländern finden Sie hier…). Wir behandeln jede Kontaktaufnahme rasch und zu 100 % vertraulich.

IVVA: Ergänzen möchte ich noch, dass Helvetia schon seit vielen Jahren einen vorbildlichen Agenturvertrag anbietet. Diesen können Interessierte auf der IVVA-Homepage nachlesen. Dort finden Sie fast 50 Agenturverträge mit Kommentaren versehen. Klicken Sie dazu hier…

Panhauser: Danke für die Rosen…

IVVA: Zum Schluss noch ein Wort zu Auszeichnungen, die meiner Ansicht nach eine Bestätigung für die Qualität von Produkten und Dienstleistungen, sind. Da konnten Sie kürzlich 2 große Erfolge erzielen.

Panhauser: Vor wenigen Tagen wurde Helvetia bei den FONDS professionell Service-Awards erneut für exzellenten Service ausgezeichnet und mit einem „herausragend“ prämiert. Ein Beweis, dass unsere Mitarbeiter unsere gemeinsamen Kunden bestens betreuen. Dafür möchte ich mich auch gleich bei allen für Ihren Einsatz bedanken.

Und zum Jahresbeginn wurde Helvetia als „Top Employer“ ausgezeichnet. Mit diesem Siegel wurde bescheinigt, dass wir unseren Mitarbeitern herausragende Bedingungen bieten. Darauf kann man wirklich ein bisschen stolz sein, denn in Österreich ist Helvetia nur eines von 18 Unternehmen und das einzige Versicherungsunternehmen, das die Zertifizierung geschafft hat.

Ich denke, damit schließt sich ein wenig der Kreis: Wir haben am Anfang des Interviews besprochen, dass wir ganz bewusst für gute Arbeitsbedingungen (etwa durch Gebäude-Umbau) sorgen, damit sich unsere Mitarbeiter wohl fühlen und Top-Leistungen erbringen. Ist doch schön, wenn es dann tatsächlich so eintritt.

IVVA: Darf ich meine übliche Schlussfrage stellen: Warum unterstützen Sie den IVVA?

VST Panhauser: Die Stärke des IVVA ist, dass er ein Sprachrohr für die Agenten ist. Er kann Gutes aufzeigen, differenzieren, Tipps für die tägliche Praxis geben, aber auch mahnen und warnen, wenn es zu Fehlentwicklungen kommt. Jeder Berufsstand braucht neben der Interessensvertretung auch einen Promotor, genauso verstehe ich den IVVA! Alles Gute für Euch!

IVVA: Ich bedanke mich für das positive Feedback und freue mich auf unser nächstes, sicher wieder interessantes Gespräch!

Ich möchte künftig topaktuell informiert werden. Senden Sie mir Ihre kostenlosen IVVA-News zu.

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