VST Spellmeyer zur Pensions- und Krankenversicherung (NL 34b/23)

IVVA: Im Umfeld der Budget-Debatte erfährt man, dass die Pensionen heuer um 9,7 % steigen werden. Ist das für einen Anbieter von privater Pensionsvorsorge eine gute oder schlechte Nachricht?

Foto Markus Spellmeyer_von Merkur beigestellt

VST Spellmeyer, Merkur: Es ist kein Geheimnis, dass viele europäische Länder, darunter auch Österreich, vor der Herausforderung stehen, ihr Pensionssystem nachhaltiger zu gestalten. Und an einem effizienten Mehrsäulen-System wird kaum ein Weg vorbeiführen. Man muss in diesem Zusammenhang aber berücksichtigen, was die jeweilige Säule zu leisten imstande ist. So kann die staatliche Pension eine Grundabsicherung im Alter gewährleisten, sie wird aber im Regelfall nicht ausreichen, um den gewohnten Standard zu sichern. Alleine, wenn man bedenkt, dass Österreich bis 2027 ganze 160 Milliarden Euro in das Pensionssystem zuschießen muss. Eine private Pensionsvorsorge ist der richtige Weg, im Idealfall ergänzt um eine betriebliche Altersvorsorge. Insofern ist die Erhöhung der staatlichen Pensionen grundsätzliche keine schlechte Nachricht für die Pensionisten, an der Zukunftsfähigkeit des öffentlichen Systems ändert sich nur wenig.

IVVA: Schon jetzt muss der Staat Jahr für Jahr rund 20 Mrd. € zum staatlichen Pensionssystem zuschießen, weil die Einzahlungen der Aktiven schon seit vielen Jahren nicht ausreichen, um die Renten für die Pensionisten auszahlen zu können. Das kostet den Staat, also uns Steuerzahler viel Geld und steigt noch dazu von Jahr zu Jahr. Weil wir – gottseidank – immer älter werden (also länger die Pension genießen können), aber gleichzeitig immer weniger Junge die starken Jahrgänge der Baby-Boomer ersetzen.

Wie lange hält das der österreichische Staat aus? Irgendwann wird das „Koste es was es wolle“ vorbei sein und Budgetdisziplin wieder Einzug halten. Oder anders gefragt: Wie lange sind die Pensionen in der aktuellen Höhe noch leistbar?

VST Spellmeyer, Merkur: Diese Frage wird schon sehr lange diskutiert und es gibt auch Modelle für Alternativen zum Umlagesystem. Wir als Anbieter von privaten Versicherungen für die Altersvorsorge haben geeignete Versicherungslösungen im Angebot. Wichtig wäre es, dass alle Player, von der Politik bis zu den entsprechenden Stakeholdern, unsere Angebote nicht als Alternative zur staatlichen Pension sehen, sondern als Ergänzung dazu. Dann wird man auch schnell erkennen, dass man die private Altersvorsorge durch steuerliche Anreize und Förderungen zu einem sinnvollen Instrument zur Lebensstandardsicherung im Alter für die breite Bevölkerung ausbauen kann.

IVVA: Verschärft wird die Finanzlage des staatlichen Pensionssystems meiner Ansicht nach auch dadurch, dass viele Junge später in den Beruf eintreten und sich oftmals durch schlecht bezahlte Prekariats-Job bis zur fixen Anstellung durcharbeiten müssen. Dazu kommt auch noch der Wunsch nach einer ausgeglichenen Work-Life-Balance, wodurch viele Junge weniger lang arbeiten möchten, als etwa unsere Generation. Sollten diese Fakten nicht dazu führen, dass Ihnen als Merkur die Kunden die Tür einrennen und sich Pensionsvorsorge wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln verkauft?

VST Spellmeyer, Merkur: Aus Umfragen wird deutlich, dass den jungen Menschen sehr wohl bewusst ist, wie es um das staatliche Pensionssystem bestellt ist, und, dass sie im Alter mit Pensionen rechnen müssen, die ihren Standard nicht abdecken werden. Auf der anderen Seite wird das Thema aber in der öffentlichen Diskussion und Wahrnehmung oft ausgeblendet. Man verlässt sich gerne darauf, dass einem der Staat im Anlassfall schon helfen wird. Und dabei meine ich nicht nur die Pension, sondern auch das Thema Berufsunfähigkeit. Wenn ich in Deutschland heute meinen Pensionsauszug anfordere, dann findet sich darauf ein großer schwarzer Kasten, in dem steht, dass die gesetzliche Rentenversicherung nicht reichen wird und man privat vorsorgen muss. Wenn wir einen ähnlichen Hinweis auch in Österreich hinbekommen würden, wären wir schon einen deutlichen Schritt weiter.

IVVA: Die Fakten zum staatlichen Pensionssystem sollten klar sein. Warum gelten auf Kundenseite die Pensionen trotzdem als sicher und die wenigsten denken überhaupt über private Vorsorge nach? Wie kann man es als Berater schaffen, dieses „Kopf in den Sand stecken“ durchbrechen?

VST Spellmeyer, Merkur: Berater, die ihren Kunden ein persönliches Risiko- und Vorsorgekonzept anbieten, das sich auch an deren Lebensphasen orientiert, werden unweigerlich auf das Thema Altersvorsorge zu sprechen kommen. Um Berater dabei zu unterstützen, haben wir zum Beispiel eine App entwickelt, die die finanziellen Lücken im Alter, aber auch im Falle der Berufsunfähigkeit und Pflege transparent macht. Sie zeigt auch, wie es möglich ist, diese Lücken zu schließen. Der Lückenrechner ist unter www.vorsorge-app.at im Internet aufrufbar und gibt auch an, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, berufsunfähig oder pflegebedürftig zu werden. Daneben bieten wir Beratern ein verlässliches Team von Ansprechpartnern, die rasch bei Fragen mit einer hohen Expertise helfen können.

IVVA: Viele Versicherungsvermittler lecken immer noch an den Wunden, weil sie selbst und vor allem ihre Kunden Geld in den vielen Skandalen verloren haben (Meinl und Co.) und wollen in diesen Bereichen nicht mehr beratend tätig sein. Wie kann man es schaffen, diese bewusste „Vermeidungshaltung“ aufzulösen? Es geht doch einerseits um eine umfassende Kundenberatung und andererseits auch um eine Einnahmenquelle für die Vermittler.

VST Spellmeyer, Merkur: In Zeiten, wo Online-Angebote für standardisierbare Versicherungen zunehmen, ist es wichtig, als Berater jene Risiko- und Vorsorgebereiche anzusprechen und abzudecken, die zwar etwas komplexer und beratungsintensiver sind, aber dafür die Expertise des Beraters unter Beweis stellen. Dazu zählt etwa der Bereich des Investments im Rahmen einer FLV oder die Berufsunfähigkeitsabsicherung.

IVVA: Welche Produktlösungen bietet die Merkur an und was zeichnet sie aus?

VST Spellmeyer, Merkur: Wir sehen uns als Komplettanbieter für die Absicherung des Wunders Mensch über alle Lebensphasen. Das beginnt bei der Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsversicherung, geht über die Berufsunfähigkeitsversicherung, die Pflegevorsorge und die Lebens- und Rentenversicherung bis zum Thema der Bestattungsvorsorge, mit der wir 2024 Jahr auf den Markt kommen werden.

Was unsere Produkte auszeichnet, ist ein hohes Maß an Flexibilität und die Möglichkeit, als Berater auf individuelle Kundenbedürfnisse eingehen zu können. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die neue Leistungsvariante „Auszahlungsplan“ in der fondsgebundenen Lebensversicherung. Neben den bereits bestehenden Möglichkeiten – Kapitalabfindung, Rentenzahlung mit garantiertem Rentenfaktor, prämienfreie Verlängerung, Übertragung der Fondsanteile auf ein Wertpapierdepot – besteht nun auch die Möglichkeit, die neue Variante „Auszahlungsplan“ zu wählen. Dabei bleibt der Kunde auch nach dem Ende der Ansparphase weiterhin in Investmentfonds veranlagt. Die Ablaufleistung wird in Form von monatlichen Auszahlungen aus dem FLV-Vertrag abgeschichtet, bis das Kapital aufgebraucht ist bzw. bis das maximale Endalter 100 erreicht ist und das restliche Fondsguthaben einmalig ausgezahlt wird. Als Auszahlungsmodus kann entweder ein fixer Euro-Betrag festgelegt werden oder ein Prozentsatz der Fondsanteile, der als Geldwert überwiesen wird.

IVVA: Die Merkur ist Pionier in der Krankenversicherung. Was gibt es in diesem Bereich Neues?

VST Spellmeyer, Merkur: Die Merkur gilt als Innovationsführer in der Gesundheitsvorsorge in Österreich. Diesem Anspruch wollen wir auch laufend gerecht werden. Ein aktuelles Beispiel ist Merkur MyAssist. Dieses Angebot hilft Kunden vor allem nach unfall- oder operationsbedingten Spitalsaufenthalten dabei, so schnell wie möglich ins aktive Leben zurückzufinden. Die Merkur MyAssist 24/7 Hotline übernimmt dabei bei Bedarf in Abstimmung mit dem Kunden die Organisation, Koordination und Verrechnung und unterstützt etwa in der Haushaltshilfe und professionelle medizinische Pflege zu Hause oder der Betreuung von Kindern und Haustieren. Aber auch die Betreuung und Remobilisation in ausgesuchten privaten Kliniken und stationären Einrichtungen ist Teil dieses Angebots.

Ein anderes Beispiel betrifft die digitalisierte Risikoprüfung im Rahmen der Gesundheitsprüfung, die direkt im Angebots- und Antragsprozess integriert wurde und damit die Durchführung nicht nur wesentlich schneller, sondern für den Berater auch deutlich einfacher macht.

IVVA: Ist private Vorsorge nur etwas für Reiche oder kann ich als Kleinverdiener auch vernünftig vorsorgen und wenn ja, wie?

VST Spellmeyer, Merkur: Hier gilt, wie bei vielen anderen Versicherungsthemen: möglichst früh damit zu beginnen. Und keine Vorsorge ist immer noch die schlechteste Variante von allen. Die Altersvorsorge ist in der Regel eine langfristige Geschichte von 30 bis 40 Jahren. Wir bieten dazu unsere fondsgebundenen Lebensversicherungen an. Aufgrund der langen Laufzeit ist es wichtig, dass sich das Produkt den Lebensphasen des Kunden anpassen kann. Wir haben in unserer FLV etwa die Möglichkeit von Zuzahlungen, Entnahmen oder Prämienänderungen. Zusätzlich sorgt unser Ablaufmanagement dafür, dass vorhandenes Kapital gegen Ende der Laufzeit nicht unbeobachtet den Schwankungen an den Kapitalmärkten ausgesetzt ist. Ein weiteres beliebtes Feature in der FLV ist der digitale Fondswechsel, den Kunden und Berater täglich online und zeitnah durchführen zu können.

IVVA: Danke für das informative Gespräch!

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