Mag. Christian Noisternig, Vorstand für Vertrieb und Marketing bei ERGO und Patrick Ortner, Leiter des Agenten- und Maklervertrieb der ERGO, stellen sich den Fragen des IVVA.
Wir erfuhren bereits, wie ERGO, deren Agenten und die gemeinsamen Kunden durch die Corona-Pandemie gekommen sind, welche Weiterentwicklung in der Digitalisierung erfolgte. Und wie die tägliche Umsetzung der IDD in der Zusammenarbeit mit Agenten erfolgt. Agenturverträge waren ebenso ein Thema!
Zum Nachlesen von Teil 1 des Interviews hier klicken…
Zum Nachlesen von Teil 2 des Interviews hier klicken…
IVVA: Neues Thema: DSGVO: Wie geht es Ihnen mit der täglichen Umsetzung für die Datenschutz-Grundverordnung? Gab es in den letzten Monaten irgendwelche Probleme, Unklarheiten?
Noisternig, ERGO: Nein, denn die DSGVO ist Teil des täglichen Lebens geworden.
IVVA: Was passiert, wenn Ihnen etwa ein Vermittler ein unverschlüsseltes E-Mail mit sensiblen Daten von Kunden, etc. sendet? Anruf, Nachschulung, etc.?
Ortner, ERGO: Wir treten unmittelbar mit ihm in Kontakt und finden eine geeignete Lösung. Gleichzeitig stehen wir in engem Kontakt mit dem VVO bzw. den Interessenvertretungen, um eine rechtlich wasserdichte Lösung bieten zu können. Für uns steht die einfache Umsetzung für die Vermittler bei gleichzeitiger Rechtssicherheit im Vordergrund.
IVVA: Wie lautet Ihr Résumé zur täglichen DSGVO-Anwendung? Sind nun alle problembewusster und gehen mit personenbezogenen Daten vorsichtiger um?
Noisternig, ERGO: Durch unsere regelmäßigen internen Schulungen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist die DSGVO Teil unserer täglichen Arbeit geworden.
IVVA: Anderes, aber damit zusammenhängendes Thema: Cyber-Security. Gerüchten zufolge wurde im Vorjahr ein großer Vertrieb Opfer eines groß angelegten und erfolgreichen Hackerangriffs. Wochenlang gab es Probleme. Auch für die einzelnen Vermittler.
Haben Sie ähnliches schon erlebt? Bieten Sie hier Hilfe für Agenten an, damit dieser seine Infrastruktur entsprechend schützt?
Ortner, ERGO: Bei solchen Fällen garantieren wir eine korrekte und schnelle Abwicklung durch enge Zusammenarbeit mit der Datenschutzbehörde und den Vermittlern. Der von Ihnen angesprochene Angriff zeigt auf, wie wichtig das Thema Cyber-Security für Unternehmen ist. Wir beobachten das Thema weiterhin stark und stehen Agenten zur Unterstützung zur Verfügung, da sich auch durch die Corona-Pandemie in diesem Bereich mehr tun wird.
IVVA: Prüfen Sie, ob der Vermittler sich selbst ausreichend schützt? Gleiche Frage könnte man auch bei den Home-Office-Tätigen stellen…
Ortner, ERGO: Nein, das fällt in den unmittelbaren Bereich der Vermittler.
IVVA: Raten Sie den Vermittlern, dass sie selbst eine Cyberversicherung abschließen sollen, um dieses existenzbedrohende Szenario zu reduzieren? Zwar kann man den Angriff vielleicht nicht abwehren, aber die Folgen (tagelanger Stillstand, Daten-Wiederherstellung, Verlust von Kundenvertrauen, Geschäfts-Entfall, etc.).
Ortner, ERGO: Wir regen gerne dazu an und beraten natürlich auch.
IVVA: Anderes Thema: Um die Solvency II ist es überraschend ruhig geworden in den letzten Jahren. Sollte nicht jeder Vermittler seine Versicherungspartner prüfen, ob sie ausreichend solvent sind und im Versicherungsfall die versprochene Leistung tatsächlich erbringen können?
Noisternig, ERGO: In diesem Bereich findet eine sehr strenge Überwachung durch die FMA statt, deren Kernaufgabe das ist. Die vorausschauende Planung hinsichtlich Solvency II ist Aufgabe der Versicherungsvorstände und des Regulators. Zusätzlich muss jährlich der SFCR-Bericht veröffentlicht werden, der jederzeit bei Interesse und zur Selbstüberprüfung durchgelesen werden kann. Die Vermittler können sich daher auf diese Kontrollinstanz verlassen.
IVVA: Oftmals höre ich, dass Solvency II im Industrie-Geschäft ein großes Thema sei, sonst eher nicht. Wie ist das in Ihrem Haus?
Noisternig, ERGO: Wir selbst haben kein Österreich kein Industrie-Großgeschäft, dieses wird von der ERGO Industrial abgehandelt, die für Österreich maßgeschneiderte Industrieversicherungs-Lösungen anbietet. Weitere Details dazu hier…
IVVA: Nachwuchs, Nachfolge ist seit Jahren ein wachsendes Problem. Der IVVA hilft Interessenten und potentielle Übergeber via IVVA Börse zusammen zu bringen. Merken Sie selbst auch diesbezüglich Probleme? Wie groß ist die Gefahr von unbetreuten Kunden in der Zukunft?
Noisternig, ERGO: Wir selbst bemerken als Versicherungsunternehmen keine konkreten Probleme, aber dieses Thema ist natürlich vorhanden. Wir sehen die Initiative des IVVA positiv und glauben nachhaltig an den Berufsstand des Versicherungsberaters, weil wir vom „hybriden Kunden“ ausgehen. Wir haben daher auch das Ziel, unseren Agenturvertrieb auszubauen.
IVVA: Was könnte, sollte man noch tun, um die Folgen der Überalterung des Berufsstandes und des möglichen Imageproblems und damit Nachfolger-Problem zu bekämpfen?
Noisternig, ERGO: Wir glauben an die nachhaltige Zukunft des Berufs Versicherungsberater und haben auch dementsprechende Recruiting- und Imagebildungsmaßnahmen eingeleitet, um hier unsere Vertriebswege mehr zu unterstützen.
IVVA: Zum Schluss: Warum unterstützen Sie den IVVA?
Christian Noisternig: Wir sind froh, dass es den IVVA gibt, der Interessen der Agenten vertritt und bei Versicherungen vorbringt, denn im engen Kontakt mit einem gemeinsamen Sprachrohr ist es viel einfacher zu sprechen. Wir schätzen die Informationsweitergabe und den Newsletter sehr, da wir so immer einen guten Überblick haben, welchen Themen und Meinung bei den Mehrfachagenten gerade aktuell sind.
IVVA: Vielen Dank für das umfassende Informations-Update. Ich hoffe, dass wir uns das nächste Mal wieder persönlich gegenüber sitzen können. Bis dahin bleiben Sie gesund!
Fotos: von ERGO zur Verfügung gestellt