IVVA: Herzlichen Dank für Ihre Einladung. Starten wir mit der Frage, was sich seit dem letzten Interview getan hat? Wie erging es der ARAG im vorigen Jahr?
Dr. Effinger: Für uns war es ein sehr erfolgreiches Jahr. ARAG hat den Turnaround geschafft. 2009, 2010, 2011 waren schwere Jahre. Es waren Masseschäden zu verkraften. Auer von Welsbach, Meinl, Immofinanz. Dadurch mussten wir jahrelang versicherungstechnische Verluste aufholen.
2014 konnten wir wieder positive Ergebnisse schreiben. Und wir sind überzeugt, dass diese Entwicklung nachhaltig ist. Daher geben wir diese Erfolge auch an Vermittler und Kunden weiter.
IVVA: Wo lagen die Ursachen für die Wende, also die Erfolge, die Sie im letzten Jahr erzielten?
Dr. Effinger: Erfolge haben immer viele Väter bzw. Mütter. Aber ein wesentlicher Grund liegt darin, dass wir viele Services eingeführt haben, die bei Agenten und Kunden gut ankommen. Ganz besonders die „Inhouse Schadenbearbeitung“. Damit haben wir vor 3 Jahren mit 17 Leuten gestartet. Heute kümmern sich 40 Profis darum.
IVVA: Zählt die Schadensbearbeitung nicht sowieso zum Tagesgeschäft eines Versicherers? Was ist das Besondere an Ihrem Service?
Dr. Effinger: Wir bieten bei kleinen Streitwerten und sogenannten Frequenzfällen an, das Problem zeitgerecht und zum Vorteil aller zu lösen. Eine Win-Win-Win-Situation! Solche Fälle sind für Anwälte unattraktiv, trotz hohem Aufwand kann man sich da nicht profilieren. Kaum etwas verdienen. Auch die Gegenseite denkt sich „Aha, der Kunde hat eine Rechtschutzdeckung, vielleicht sollten wir eher nicht streiten, sondern uns vergleichen“.
Für unsere juristischen Profis ist das Tagesgeschäft, das sie aus dem Effeff beherrschen. Streitereien mit Fitnessbüros, Parkschäden, Zorres mit Telefonanbietern – das sind Situationen, die in großer Zahl zu uns kommen – werden so problemlos gelöst.
IVVA: Sie sprachen von Win-Win-Win-Situation. Wer gewinnt da aller?
Dr. Effinger: Einerseits der Kunde. Denn er bekommt Recht und kommt z.B. aus einem Vertrag mit dem Fitnessstudio heraus. Deren AGBs sind oft „grenzwertig“ und geben immer wieder Anlass zu Kundenärger. Dann die Versichertengemeinschaft. Denn wenn wir nicht jahrelang vor Gericht streiten und Geld ausgeben müssen, wird es in Summe für alle billiger. Dadurch können wir bessere Services und bessere Konditionen anbieten.
Eine konkrete Zahl. Der Prozentsatz jener Versicherungsvertragsstreitigkeiten, die bei ARAG außergerichtlich beigelegt werden konnten, ist von unter 15% Anfang 2012 auf 60% im Vorjahr mehr als vervierfacht worden.
Und davon profitiert auch der Agent. Denn …
… ein zufriedener Kunde ist auch ein treuer Kunde. Also führt unser Vorgehen zu Kosteneinsparungen UND Kundenbindung. Damit ist auch der Agent zufrieden. Er kann sich voll auf Beratung und Vertrieb konzentrieren. Muss sich nicht um Streitereien kümmern. Gleichzeitig besteht keine Gefahr, dass der Versicherer dem Agenten den Kunden wegnimmt.
IVVA: Sie setzen aber auch in anderer Hinsicht auf Online.
Dr. Effinger: Genau: Sehr gutes Feedback vom Markt erhalten wir auch für die ARAG Online Rechtsdatenbank. Da finden Sie Vorlagen, Brieftexte, Muster für Testamente, Kauf- und Darlehensverträge, Businesspläne, Dokumente und Reden für viele Lebenslagen.
Das bieten wir unseren Kunden kostenlos an. Diese Dokumente werden aktuell gehalten und rasch z.B. an OGH-Urteile angepasst.
IVVA: Kommen wir zur Zusammenarbeit mit unseren Agenten. Sie haben keinen eigenen Vertrieb. Setzen also komplett auf selbständige Vermittler.
Dr. Effinger: Richtig. Wir haben keinen eigenen Außendienst. Lange Zeit waren wir sehr stark auf Makler ausgerichtet. Aber in den letzten Jahren haben wir begonnen, das Segment der Agenten auszudehnen. Aktuell kommen rund 15 Prozent des Bestandes durch Mehrfachagenten. Und wir möchten dieses Segment weiter ausbauen.
IVVA:Sehr lobend möchten wir den ARAG-Agenturvertrag hervorheben.
Dr. Effinger: Danke. Die ganze Branche verfolgte Ihren Prozess gegen die Provisionsverzichtsklauseln. ARAG geht seit langem hier einen komplett anderen Weg. Wir haben einen Agenturvertrag, der von unserer Rechtsabteilung gemeinsam mit Obmann Peter Salek entwickelt wurde. Und vom IVVA als MUSTERGÜLTIG eingestuft wird. Interessenten können sich diesen gerne von der IVVA Homepage (und zwar hier…) herunterladen und ansehen.
Ich zitiere den Kommentar des IVVA zu unserem Vertrag:
„Der Agenturvertrag von ARAG ist klar und fair!
Folgeprovisionen werden auch – abzüglich 20% Betreuungsanteil – nach Beendigung des Agenturvertrages weiterbezahlt.
Ein Vertrag, der sich an die gesetzlichen Bestimmungen des HVertrG hält.
Mustergültig. Andere Versicherer könnten sich hier einiges abschauen!“
IVVA: Sie sprachen zuvor davon, dass Ihr gutes Geschäftsjahr günstige Folgen für Ihre Vermittler hat. Wie sehen die aus?
Dr. Effinger: Ganz einfach: Wir haben gute Kostenvorteile realisiert. Mehr, als wir erwartet hatten. Diese Ertragsvorteile geben wir dem Markt weiter. Alle Rahmenvereinbarungen wurden bereits im November um 5 Prozentpunkte erhöht.
Und wir bauen die Produktmodularität aus. Und zwar in 3 Schritten, von den 2 schon realisiert sind. Seit September kann man Liegenschaften ausschließen. Zum Jahreswechsel wurde die Abwahl von Erb- und Familien-Recht eingeführt. Und zur Jahresmitte kommt die Möglichkeit den Arbeitsrechtsschutz abzuwählen.
Das bedeutet für Ihre Agenten, dass man dem Kunden auch kleinere, günstigere Pakete anbieten kann.
Zur Jahresmitte werden wir außerdem mit einer neuen Tarifgeneration auf den Markt kommen. Bei Privatkunden wird es nur kleinere Anpassungen geben. Aber in bestimmten Segmenten wie etwa Landwirtschaft, Ärzte und Gemeinden, wird sich einiges tun…
IVVA: Im Vorgespräch erzählten Sie mir über eine besondere Aktivität der ARAG zur Sicherung der selbständigen Vermittler. Worum geht es da genau?
Dr. Effinger: Ohne eigenem Vertrieb, haben wir uns völlig an den selbständigen, also ungebundenen Vertrieb gebunden. Und fahren mit dieser Strategie sehr erfolgreich. Damit sind wir am Erhalt dieser Vertriebsform und an fairen Rahmenbedingungen für sie sehr interessiert. Die Interessen der Mehrfachagenten und unsere eigenen Interessen sind in vielerlei Hinsicht verwoben. Wir setzen uns somit proaktiv für die Interessen der ungebundenen Vermittlerschaft – und somit auch Mehrfachagenten – ein.
IVVA: Dabei gehen Sie jedoch nicht alleine vor, sondern haben sich Verbündete gesucht.
Dr. Effinger: Genau. Wir haben festgestellt, dass auch andere Versicherer die gleiche Vertriebsstrategie haben und wir zum Glück nicht alleine da stehen. Gemeinsam ist man ja bekanntlich stärker. So entstand zwischen VAV, Nürnberger, HDI und ARAG die Idee, sich gemeinsam für die Interessen der ungebundenen Vermittler in Österreich einzusetzen. Für diese Initiative haben wir einen klingenden Namen bekommen: Wir sind das Kleeblatt!
IVVA: Was genau tut das Kleeblatt?
Dr. Effinger: Wir beobachten sehr genau Gesetzesinitiativen und hinterfragen, ob diese im Interesse der selbständigen Vermittler sind. Denn es ist in unserem eigenen Interesse, dass diese erhalten bleiben und erfolgreich arbeiten können. Um sie und uns am Markt zu stärken.
Besonders wichtig war es deshalb, dass das Kleeblatt auch im VVO, dem Versicherungsverband, nun mit Sitz und Stimme vertreten ist. Wir haben dort unsere Stimmen zusammengelegt und Dr. Griesmayr, GD der VAV Versicherungen ins Präsidium gewählt. Er lenkt nun inmitten der ‚großen Versicherer mit eigenen Außendiensten‘, die Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse der selbständigen Vermittler und versucht, diese zu schützen und dieses Marktsegment zu stärken.
Foto: Die 4 Vorstandsvorsitzenden Griesmayr, Weiss, Molterer und Effinger kämpfen als Kleeblatt für den Erhalt der selbständigen Vermittler. Foto vom Kleeblatt zur Verfügung gestellt.
IVVA: Ich hörte von einer Initiative zur Befragung der Mehrfachagenten durch das Kleeblatt.
Dr. Effinger: Das stimmt. Die 4 Versicherer haben gerade eine Umfrage an MFA erstellt, um ein noch besseres Verständnis zu erhalten, was die Agenten brauchen, um noch besser mit uns arbeiten zu können. Diese Umfrage wollen wir mit den interessierten Landes-Wirtschaftskammern der Agenten umsetzen und starten mit der größten Gruppe in Niederösterreich. Da geht es auch um Fragen, wie die Agenten ihre Zukunft sehen, ob der Trend z.B. zu Kooperationen oder doch eher Eigenständigkeit geht, etc.
Gerne berichten wir Ihren Lesern über die Ergebnisse in einem späteren Interview eines Kleeblatt-Versicherers.
IVVA:Suchen Sie noch Agenten als Vertriebspartner?
Dr. Effinger: Selbstverständlich. Wir suchen immer und österreichweit Agenten. Aktuell gibt es fast in jedem Bundesland einen Vertriebsrepräsentanten. Alle Details finden Sie auf unserer Homepage und zwar hier…
Einfach Kontakt aufnehmen, sich informieren und Agenturvertrag und Courtagevereinbarung abschließen.
Unser Appell: Werden Sie Mehrfachagent. Viele Agenten sind noch als Ausschließlichkeitsagent tätig. Unsere Hoffnung ist, dass noch mehr Agenten MFA werden. Damit könnte man die die Abhängigkeit von einem Versicherer reduzieren und ein breiteres Produktangebot den Kunden anbieten. Und man wird dadurch unabhängiger.
Tenor: Suche Dir zusätzliche neue Partner, stelle Dich breiter auf. Und greife in der Sparte Rechtschutz ganz gezielt zu einem Spezialanbieter, der nichts anderes tut, als Rechtschutz. Gerade bei Rechtschutz wäre eine Differenzierung von den großen Versicherungen sinnvoll, um potentielle Interessenskonflikte innerhalb des Versicherers zu verhindern.
IVVA: Unsere vereinbarte Zeit ist sehr schnell vergangen. Möchten Sie zum Schluss noch kurz zusammenfassen, warum ein Agent mit der ARAG eine Zusammenarbeit beginnen sollte?
Dr. Effinger: Gerne.
> Fairer Agenturvertrag.
Mit P rovisionsweiterzahlung auch im Kündigungsfall des Agenten. Keinerlei Knebelung.
> Reiner Rechtschutzversicherer.
Das sichert optimale Kundenvertretung ohne jegliche Interessenskonflikte innerhalb des Hauses.
> Optimales Zusatzprodukt für jeden Agenten.
> Team hochspezialisierter Juristen wird auch im außergerichtlichen Bereich aktiv. Oft ist es im Interesse aller, wenn kein Prozess stattfindet. Kunden müssen nicht zu Gericht gehen. Kostensparend.
Und: Ein Einschreiten unseres Hauses belastet nicht die Polizze.
Auch das ist für Kunden, aber auch den MFA wichtig.
> Spezielle Online-Rechtsdatenbank für Kunden.
Musterformulare, über 1000 Dokumenten für Testament, Patientenverfügung, Verträge aller Art, etc. an. Und wir bieten einen Vorführ-Account für Agenten an, den er dem Kunden zeigen kann, um ihn vom Nutzen dieses Service überzeugen zu können.
IVVA: Darf ich das Interview mit der Frage abschließen: Warum unterstützen Sie den IVVA?
Dr. Effinger: Das ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Der IVVA ist „die Plattform schlechthin“. Wir schätzen Ihre Arbeit für den Erhalt der selbständigen Vermittlerschaft.
Wir nutzen die Plattform, um mit Ihren Agenten zu kommunizieren. Aber auch, um uns selbst zu informieren. Wann auch immer ein juristisches Thema aktuell wird, schauen wir sofort auf die IVVA Homepage: Was steht dort? Auch die Infos im Newsletter sind immer überaus interessant.
Ich wiederhole: Es ist eine Selbstverständlichkeit für uns den IVVA zu unterstützen. Wir wollen auch in den Folgejahren Agenturpartner des IVVA bleiben.
IVVA: Danke für die Blumen und das ausführliche und informative Gespräch!