Die KIM-V läuft aus, wie geht’s weiter? (NL 21b/25)

Im Interview mit dem IVVA gibt GF Jörg Schretter eine Einschätzung zum Ende der KIM-Verordnung und teilt seine Sicht auf die zukünftigen Auswirkungen am Finanzierungsmarkt.

Nach knapp zwei Jahren ist die Vorgaben des Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) für Wohnfinanzierungen – kurz KIM-V – mit Ende Juni 2025 ausgelaufen. Diese hatten die Branche stark geprägt.

IVVA: Werter Herr Schretter, im August 2020 ist die KIM-VO offiziell in Kraft getreten. Jetzt läuft sie aus. Wie ist Ihre Einschätzung zu den Vorgaben?

GF Jörg Schretter: Erstmals möchte ich festhalten, dass die Regeln der KIM-Verordnung grundsätzlich vernünftig sind. Aber, bei diesen hätte es mehr Flexibilität gebraucht und die Einführung kam zu einem alles andere als idealem Zeitpunkt. Denn im damaligen wirtschaftlichen Umfeld hat diese nur für weitere Unsicherheit gesorgt. Mit Einführung der KIM-V sind sowohl die Anfragen, Anzahl als auch Höhe von Wohnfinanzierungen gesunken. Es herrschte die breite Meinung „jetzt kann ich mir kein Wohneigentum leisten, ich bekomme ohnehin keinen Kredit und frage gleich gar nicht mehr an.“

Zusammengefasst: Es war jedenfalls der falsche Zeitpunkt für derartig überzogene Maßnahmen. Das Ziel solider Kreditvergabe kann über bessere Wege erreicht werden als über das bürokratische KIM-V Instrument. Die Österreicher:innen zahlen ihre Wohnkredite besonders zuverlässig zurück. Das zeigt auch die Kredit-Ausfallrate dazu, die deutlich unter 2 % liegt.

IVVA: Welcher Bereich der Verordnung hat besonders zu Problemen geführt, bzw. wo wäre mehr Flexibilität angebracht gewesen?

GF Jörg Schretter: Wir haben das besonders bei der Einberechnung von Sicherheiten und Eigenmittel gemerkt. Vor der KIM-V konnte z.B. der zukünftige Verkauf einer Eigentumswohnung in die Darlehensrechnung mit einbezogen werden. Das war nach der Einführung der KIM-V nur mehr in einem wesentlich geringeren Ausmaß möglich und mit höherem bürokratischem Aufwand sowie komplexen Finanzierungskonzepten verbunden.

Natürlich hatten wir weiterhin alles getan, um Wohnfinanzierungen darstellbar zu machen und das war in den meisten Fällen auch möglich. Zum Beispiel, mit dem Einsetzen lastenfreiem Wohneigentum der Familie als zusätzliche Sicherheit oder Lebensversicherungen als Eigenmittelersatz, etc.

Was uns in dieser Zeit immer wichtig war und weiterhin ist, ist die Ausnutzen der jährlichen Ausnahmekontingente, die jedes Finanzinstitut erhält. Innerhalb dieser können auch von einigen der Voraussetzungen abgesehen werden. Wir haben die Ausnahmekontingente – als eines der wenigen Institute – immer voll ausgenutzt und werden das auch weiterhin machen. So konnten wir auch Kund:innen mit z.B. weniger Eigenmittel den Traum vom eigenen Heim ermöglichen.

IVVA: Wie geht es nach dem Auslaufen der KIM-V weiter?

GF Jörg Schretter: Obwohl die KIM-V ausläuft, werden die Prinzipien nachhaltiger Kreditvergabe weiterhin überwacht und kommen bei uns zur Anwendung. Das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) wird danach die Risiken für den Finanzmarkt analysieren.

Was wir aber in unseren Gesprächen mit Kund:innen merken, ist dass die KIM-V bei vielen schon weggefallen ist und gewissermaßen eine mentale Bremse gelöst hat. Allein die Ankündigung des Auslaufens der KIM-V hat zu merkbarer Steigerung des Interesses und Abschluss an Wohnfinanzierungen geführt. Ein weiterer positiver Aspekt ist das niedrige Zinsniveau, das den Traum von den eigenen vier Wänden erreichbarer macht. Damit können wieder Impulse für die Bauwirtschaft gesetzt werden, inklusive Arbeitsplätze und Aufschwung.

IVVA: Was ist der Unterschied zwischen KIM-V und den nachfolgenden Vergabestandards?

GF Jörg Schretter: Im Großen und Ganzen gelten dieselben Richtlinien, aber mit Erleichterungen wie z.B. beim zukünftigen Verkauf von Wohneigentum. Wir als Banken vergeben Kredite weiterhin nach sorgfältiger Prüfung der Kreditwürdigkeit. Diese verantwortungsvolle Kreditvergabe liegt im beiderseitigen Interesse. Banken und ihre Aufsicht haben ein gemeinsames Ziel: Sorgfältige und verantwortungsvolle Kreditvergabe im Sinne der Kund:innen.

Wichtig ist aber, dass die Stimmung am Markt wieder positiver ist. Dabei kommt uns das Zinsniveau entgegen. Das alles hat zu einer merkbaren Steigerung des Interesses an Wohnfinanzierungen geführt. Ich hoffe, dass sich der Trend und die Finanzierungslaune der Kund:innen weiter positiv entwickelt und wir mehr Flexibilität für die Umsetzung der Wohnfinanzierungen erhalten.

IVVA: Vielen Dank für diese Einordnungen. Gibt es zum Schluss noch Tipps?

GF Jörg Schretter: Ja, natürlich. Da sich am Markt für Wohnfinanzierungen immer etwas tut, halten wir unsere Partner auf der Website www.sbausparkasse.at/partner immer auf dem Laufenden. Reinsehen lohnt sich.

Und: Die s Bausparkasse startet ab August mit einem neuen Informations-Format, dem Podcast „bau dir was auf“. Darin nehmen wir Fragen unserer Kund:innen auf und erklären diese kurz und unterhaltsam. Die erste Folge rund um „Klartext Wohnfinanzierungen“ ist schon online. Monatlich werden auf www.sbausparkasse.at/podcast weitere Themenbereich hinzukommen. Auch hier lohnt sich das Reinhören.

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