ARAG zu Prüfpflicht nach IDD und Weiterbildung, aber auch News zur Nachhaltigkeit (NL 28b/24)

Mag.a Birgit Eder, Hauptbevollmächtigte ARAG SE, Foto ARAG

Interview mit Mag.a Birgit Eder,
Hauptbevollmächtigte der ARAG SE, Direktion für Österreich

Im ersten Teil des Interviews sprachen wir unter u.a. darüber wie sich die ARAG in den letzten 12 Monaten entwickelte und welchen Anteil daran die Versicherungsagenten hatten. Weiters erfuhren wir wie Mag.a Eder die Auswirkungen der DORA auf die Branche bzw. die Vermittler einschätzt. Zum Nachlesen hier klicken…

Im zweiten Teil des Interviews sprachen wir über die Folgen und Auswirkungen der Digitalisierung und was die vielzitierte Künstliche Intelligenz im Versicherungsbereich tun soll. Auch erfahren wir, was das KI- und Cyber-Paket der ARAG enthält. Dann sprechen wir über den „gläsernen Akt“ und das neue Partnerportal. Hier nachlesen…

Im dritten Teil des Interviews sprachen wir über die Cyber-Versicherung, die zur neuen Feuerversicherung werden sollte und die Markt-Innovation „Branchenassistent“. Hier nachlesen…

Im letzten Teil sprechen wir über die Aus- und Weiterbildung, auch um zum Rechtsschutz-Profi zu werden. IDD-Fragen (Kontrollpflichten) besprechen wir ebenso, wie Nachhaltigkeit, Nachwuchs und Nachfolge. Ebenso erfahren wir, ob ARAG weitere Agenten als Vertriebspartner sucht und wo die Vorteile der ARAG ganz besonders liegen…

 

IVVA: Kommen wir zur Weiterbildung – zum Jahresende immer ein wichtiges Thema: Prüfen Sie bzw. unterstützen Sie die Agenten beim Erfüllen der jährlichen Weiterbildungs-Verpflichtung?

Mag.a Eder: Die Prüfung der Weiterbildungspflicht obliegt grundsätzlich dem Vertriebspartner selbst. Wir möchten jedoch bei deren Erfüllung Unterstützung bieten. Wir halten für unsere Vertriebspartner seit langer Zeit jährlich im Schnitt zwischen 40 – 50 Webinare zu verschiedenen Rechtsschutzthemen ab. Die Webinare sind großteils als IDD Credits anrechenbar. Ein großartiger Erfolg für unsere Ausbildungsreihe und eine gute Möglichkeit für unsere Vertriebspartner ihren IDD-Verpflichtungen nachzukommen. Webinare wurden bereits vor Corona angeboten, aber haben wir das Angebot nochmals erweitert. Das Interesse ist ungebrochen hoch und sprengt die Teilnehmerzahl des Öfteren auch die 500-Marke pro Webinar.

IVVA: Grundsätzliche Frage: Gehe ich Recht in der Annahme, dass sich Rechtsschutz für Private und jener für Unternehmen gravierend unterscheidet? Und daher auch in der Beratung komplizierter ist? Gibt es hier für die Vermittler spezielle Unterstützung bei der Beratung, beim Erstellen des Angebots?

Mag.a Eder: Die Bedürfnisse für Privatpersonen und Unternehmer sind natürlich verschieden. Bei beiden ist es wichtig ein gutes Angebot für die individuelle Lebenssituation zu finden. Unsere langjährigen Mitarbeiter unseres Vertriebssupports unterstützen unsere Vertriebspartner bei der Erstellung von Angeboten in allen Produktbereichen. Über die Adresse offerte@arag.at oder telefonisch 01/53102/1450 ist unser Vertriebsteam erreichbar und unterstützt bei komplexen Rechtsschutzthemen.

Auch gibt es die Möglichkeit, dass unsere Vertriebsrepräsentanten unsere Vermittler bei wichtigen Kundenterminen begleiten.

IVVA: Ein spannendes Thema für viele Vermittler scheint die Frage zu sein, ob der Versicherer das Beratungsprotokoll prüft und falls ja, wie oft? Manche Versicherer verlangen etwa, dass man alle Beratungsprotokolle abliefern muss, andere behalten sich nur das Recht vor im Anlassfall (etwa bei Kundenbeschwerden oder Auffälligkeiten) das Beratungsprotokoll anzufordern.

Mag.a Eder: Die ARAG verlangt keine automatische Vorlage des Beratungsprotokolls. Allerdings werden uns in der Praxis die Beratungsprotokolle mittlerweile bereits automatisch übermittelt.

Wir sehen uns auch nicht in der Verantwortung das Vorhandenseins eines Beratungsprotokolls zu kontrollieren. Das obliegt alleine den Behörden.

Sollte im Einzelfall einmal der Vorwurf im Raum stehen, ein konkreter Vermittler habe außerhalb des Zielmarktes agiert, müssen wir dem nachgehen. Ebenso bei einem Haftungsvorwurf des Kunden gegen den Vermittler wegen Falschberatung. Ein solcher Rechtsstreit ist grundsätzlich im Vertragsrechtsschutz versichert. Wir versuchen in so einem Fall zu vermitteln, bevor ein Rechtsanwalt eingeschaltet wird. Dabei ist das Beratungsprotokoll ein wichtiges Beweisstück, was in den meisten Fällen zu einer Streitbeilegung führt. Auf diese Weise haben wir schon einige unnötige Gerichtsverfahren gegen Vermittler verhindern können.

IVVA: Und wie sieht es etwa mit dem GISA-Eintrag des Vermittlers aus?

Mag.a Eder: Bei neuen Courtageanträgen prüfen wir selbstverständlich unter anderem auch den GISA-Eintrag. Die Überwachung der Einhaltung der Verpflichtungen der IDD fällt jedoch unserer Ansicht nach in den Zuständigkeitsbereich der Bezirksverwaltungsbehörden. Eine aktive Kontrolle durch ARAG ist daher nicht vorgesehen. Würden uns allerdings Verstöße des Vermittlers gegen die Regelungen der GewO passiv zur Kenntnis gelangen, dürfen wir diese nicht ignorieren.

IVVA: Neues Thema: Alle reden von Nachhaltigkeit. Viele meinen mit diesem Schlagwort Umweltangelegenheiten, aber Nachhaltigkeit umfasst auch Soziales, etc. Was bedeutet Nachhaltigkeit für Ihr Haus? Ich las auf Ihrer Webseite: „Freier Zugang zum Recht ist ein Kernelement der Nachhaltigkeitsdebatte“. Können Sie unseren Lesern erklären, was genau Sie damit meinen und warum das mit Nachhaltigkeit zu tun hat?

Mag.a Eder: Der UN Global Compact ist die weltweit größte Initiative für Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit. Eines der darin definierten UN Sustainable Development Goals (SDG) ist der freie Zugang zum Recht für jeden.
Die ARAG-Gründungsidee: „Jeder soll zu seinem Recht kommen – nicht nur diejenigen, die es sich leisten können“, entspricht genau diesem Ziel. Wir leben daher Nachhaltigkeit.

Diese Idee wurde dieses Jahr nochmals hervorgehoben bei dem ersten internationalen Access to Justice Day der ARAG in Amsterdam. Hier kamen ARAG Kolleginnen und Kollegen aus allen Ländern und Persönlichkeiten aus den Bereichen der Technologie sowie des internationalen Rechts zusammen und vereinten ihre Stimmen. Zusammen mit über 230 Businessleadern aus 16 Ländern tauchten wir in das entscheidende Thema ein, einen universellen Zugang zum Recht zu gewährleisten. Es gab Keynotes und Interviews mit Futuristen Gerd Leonhard, Zack Kass (ehemalig Open Al), Mutale Nkonde, der Menschenrechtsaktivistin Ayo Tometi und der Anwältin und Menschenrechtsaktivistin Amal Clooney.

IVVA: Sie haben auch eine Kooperation mit „Chronisch Krank“, was man wohl auch unter Nachhaltigkeit aufzählen könnte. Was möchten Sie mit dieser „karitativen“ Aktion erreichen?

Mag.a Eder: Die Idee hinter unserer Kooperation mit dem Verein ChronischKrank: Wir arbeiten zusammen um Menschen zu helfen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten können und auf dem Rechtsweg Unterstützung einklagen müssen.

Und durch unser Projekt „ARAG aktiv gegen Gewalt“ unterstützen und begleiten wir rechtlich Opfer von Gewalt, unabhängig davon, ob sie bei uns versichert sind oder nicht.

IVVA: Ich fand auf Ihrer Webseite eine Reihe von präventiven Services, um Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden. Für einen Rechtschutzversicherer doch überraschend, oder?

Mag.a Eder: Mit unseren präventiven Services verfolgen wir ebenso einen nachhaltigen Ansatz, um so einen Rechtsstreit zu verhindern, bevor er überhaupt entsteht. Beispiele sind etwa der Infopass für Mieter. Damit kann ein Vermieter die Bonität eines potentiellen Mieters prüfen. So gibt es später keine Probleme bei Zahlung der Miete. Auch bieten wir den Fakeshop-detector in Zusammenarbeit mit der Watchlist Internet an. Hier kann man bevor man online etwas kauft, prüfen ob der Onlineshop seriös ist.

Wir sehen uns jedenfalls in der Verantwortung für Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit zu sorgen und unseren Teil beizutragen.

IVVA: Ewiges Thema Nachwuchs / Nachfolge? Es ist seit vielen Jahren kein Geheimnis, unsere Branche steht vor einem Generationswechsel. Oder ist mittendrin. Aber kürzlich las ich wieder von einer Umfrage, wonach das Image der Versicherungsbranche weiterhin extrem schlecht sei, nur Politiker sind noch schlechter angesehen. Was könnte man noch tun, um die Folgen der Überalterung des Berufsstandes und des möglichen Imageproblems und damit Nachfolger-Problem zu bekämpfen?

Mag.a Eder: Die Branche leidet trotz aller Bemühungen immer noch an einem Imageproblem. Daran müssen wir alle arbeiten. An der IDD-Gesetzgebung hat es viele Kritikpunkte gegeben. Man sollte diese jedoch auch als Chance begreifen. Wenn man den Verbraucheransatz ernst nimmt, seine Prozesse effizient gestaltet und so die Bedürfnisse des Kunden effizient und treffsicher ermitteln kann, hat man Qualität gewonnen.

Ich habe aber den Eindruck, dass die Branche sehr wohl erkannt hat, dass man die Attraktivität des Berufsstandes stärken muss. Derzeit sind viele Aktivitäten zu beobachten, um den administrativen Aufwand für den Vermittler zu reduzieren. Die Beratungstätigkeit soll schließlich die Kernaufgabe bleiben. Meiner Meinung nach kann ein gutes Zusammenspiel von IDD Regulatorik und Digitalisierung ein Gewinn sein. Insgesamt ist diese Zielrichtung geeignet die Beratungskompetenz des Vermittlers zu stärken und positiv hervorzuheben. Dies ist insbesondere in der digitalen Zeit ein Mehrwert für den Kunden. Das tut der Branche und dem Image gut. Aber auch der Versicherer kann unterstützen – mit einem besseren Wissenstransfer, verständlichen Produktinhalten und gutem Service. Meiner Ansicht nach sind wir hier auf einem guten Weg.

IVVA: Suchen Sie weiterhin Agenten als Vertriebs-Partner?
Warum soll ein Agent – neu – mit Ihrem Haus zusammen arbeiten?  Wo unterscheiden Sie sich von anderen Versicherungshäusern?

Mag.a Eder: Wir bieten nicht nur unseren Kunden, sondern auch unseren Vertriebspartnern größtmöglichen Service.

So erstellt unser Vertriebsinnendienst eine Vielzahl an individuellen Offerten. Wir benötigen dazu vom Vermittler nur die Eckdaten des zu versichernden Unternehmens und erstellen sehr zeitnah ein passgenaues Angebot. Dieses Service wird von unseren Vermittlern gerne angenommen – entweder über die Hotline unseres Vertriebssupports 01 53102 1450 oder per Mail offerte@arag.at.

Unsere Vertriebsrepräsentanten unterstützen Vermittler auch gerne persönlich vor Ort beim Termin mit dem Kunden, oder stehen per Videotelefonat beim Verkaufsgespräch als Rechtsschutz-Experten dem Vermittler zur Seite.

ARAG ist der weltweit größte Rechtschutz-Spezialist. Wir sind ein Familienunternehmen und daher unabhängig. Wir scheuen uns nicht davor auch gegen andere Versicherungen vorzugehen. Wir sind weltweit vernetzt und kommt dieses Know-How unseren Vertriebspartnern zu Gute. Wir sind derzeit in 19 Ländern weltweit aktiv. Eine Aufzählung finden Sie hier…

IVVA: Jahr für Jahr werden Ihre Leistungen von unabhängigen Instituten prämiert. Auf Ihrer Webseite leuchten mir zahlreiche, aktuelle Prämierungen entgegen. Können Sie mir mehr dazu erzählen?

Mag.a Eder: Wir freuen uns über jede Auszeichnung, weil sie bedeutet, dass unsere Kunden und Vertriebspartner mit uns zufrieden sind und das ist unser oberstes Ziel.

Dieses Jahr wurden wir ausgezeichnet:

  • ÖGVS Gesellschaft für Verbraucherstudien GmbH – TOP Schadenservice
  • Market Institut: Quality Award – Platz 2
  • Market Institut: Customer Excellence – TOP 5

Wir sehen diese Auszeichnungen immer als Ansporn noch besser zu werden.

IVVA: Meine übliche Abschlussfrage: Warum unterstützen Sie den IVVA?

Mag.a Eder: Der IVVA ist ein wichtiger Interessensverband und es ist uns wichtig im Dialog zu sein. So erfahren wir die Bedürfnisse der Agenten und können Ihnen noch bessere Unterstützung bieten.

IVVA: Danke für das interessante Interview!

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