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Cyber-Versicherung als neue Feuerversicherung? (NL 27b/24)

Mag.a Birgit Eder, Hauptbevollmächtigte ARAG SE, Foto ARAG

Interview mit Mag.a Birgit Eder,
Hauptbevollmächtigte der ARAG SE, Direktion für Österreich

Im ersten Teil des Interviews sprachen wir unter u.a. darüber wie sich die ARAG in den letzten 12 Monaten entwickelte und welchen Anteil daran die Versicherungsagenten hatten. Auch Auswirkungen der DORA waren Thema. Zum Nachlesen hier klicken…

Im zweiten Teil des Interviews sprachen wir mit Mag.a Eder über die Folgen und Auswirkungen der Digitalisierung und was die vielzitierte Künstliche Intelligenz im Versicherungsbereich tun soll. Auch erfahren wir, was das KI- und Cyber-Paket der ARAG enthält. Dann sprechen wir über den „gläsernen Akt“ und das neue Partnerportal.
Zum Nachlesen
hier klicken…

 

IVVA: Vorige Woche sprachen wir über die Digitalisierung und deren Auswirkungen auf die Branche im Allgemeinen und Vermittler im Speziellen.
Dazu las ich unlängst einen aussagekräftigen Satz: Eine Cyber-Versicherung muss die neue Feuerversicherung werden.
Der Satz zeigt einerseits die Notwendigkeit für das Produkt an, gleichzeitig aber scheint es noch nicht soweit zu sein, dass die Kunden, aber auch die Vermittler selbst eine Cyber-Versicherung haben. Was ein wenig unglaublich ist, weil man wöchentlich von Hacker-Angriffen und deren Folgen (Erpressung, bis hin zum Stillstand des Unternehmens) liest.

Hat sich seit dem Vorjahr, als wir schon von der Notwendigkeit dieser Versicherung sprachen, etwas am Markt bewegt? Ist das Problembewusstsein gestiegen?

Mag.a Eder: Das Problembewusstsein ist definitiv gestiegen, das liegt auch an medial sehr präsenten Cyberattacken. Wir bieten daher schon seit einigen Jahren im Betriebsbereich den Cyber-Rechtsschutz an. Wir unterstützen hier auf zwei Arten, rechtlich und technisch:

Es hat sich bei einigen Schadenfällen gezeigt, dass ohne technische Aufklärung eine konkrete Rechtsberatung manchmal nicht möglich ist. Der Kunde wird zum Beispiel erpresst und es wird ihm die Wiederherstellung der Daten bei Zahlung einer Geldsumme versprochen. Um den Kunden bei solchen Problemstellungen rasch zu helfen, haben wir die Cyber-Assistance über unseren Partner Europe Assistance eingeführt. Hier erfolgt über Fernwartung des IT-Systems eine erste Hilfe und Unterstützung.
Dann erst erfolgt die Rechtsberatung durch unsere Inhouse Juristen.

IVVA: Hacker-Angriffe können aber auch dazu führen, dass man mit der Datenschutzbehörde „Ärger bekommt“.

Mag.a Eder: Korrekt. Wir hatten auch Fälle, bei denen unseren Firmenkunden vorgeworfen wurde, dass durch Verwendung einer Software persönliche Daten an Drittanbieter geschickt und dadurch eine Datenschutzverletzung begangen worden sei. Gedroht wird mit Schadenersatzansprüchen und einer Anzeige bei der Datenschutzbehörde. Ob dieser Vorwurf zu Recht besteht, können unsere Kunden oft gar nicht beantworten. Viele Einzelunternehmer besitzen keine IT-Abteilung, die diese Behauptung technisch überprüfen könnte. Hier läuft jede Rechtsberatung ins Leere, wenn nicht im Vorhinein geprüft werden kann, ob der Vorwurf zu Recht besteht.

IVVA: Was kann die Cyber-Versicherung der ARAG, warum sollte jedes Unternehmen so eine Absicherung haben?

Mag.a Eder: Im Privat- und Berufsbereich bietet der Web@ktiv Rechtsschutz Absicherung im World Wide Web. Etwa mit der Beratung bei Urheberrechtsthemen, Identitätsmissbrauch, Schwierigkeiten beim Onlinekauf oder auch bei der Ausforschung von Tätern, die reputationsschädigende Inhalte verbreiten.

IVVA: Gibt es ganz allgemein betrachtet neue Produkte, neue Konditionen? ARAG ist bekanntlich ein Rechtschutz-Spezialist. Aber es gibt dennoch immer neue Produkte. Ich erinnere mich u.a. an einen Gründer-Rechtschutz, den wir in einem der letzten Interviews besprochen hatten. Können Sie uns Neues berichten?

Mag.a Eder: Hier kann ich von Top-Neuerungen für Betriebe, den ARAG Tarif 2024 berichten. In diesem Tarif haben wir den Schwerpunkt im Betriebsbereich gesetzt.

Wer kennt nicht die Herausforderung, aus dem „unüberschaubaren Tarifdschungel“ die beste Lösung für seine Kunden zu finden? Hier hat ARAG angesetzt. Das Motto ist „klar – übersichtlich – markt-konforme Leistungen“, so wurde eine neue innovative Tarifstruktur im Betriebs-Rechtsschutz 2024 umgesetzt.

  • Das Einstiegsmodul beinhaltet eine umfassende Grunddeckung mit einer Vielzahl von Services. Neu eingebunden sind der Rechtsschutz für Herausgabeansprüche ohne Streitwertbegrenzung und der Lenker-Vertrags-Rechtsschutz für den Betriebsinhaber.
  • Attraktive Zusatzmodule, die auf die aktuellen Rechtsbedürfnisse abzielen, wie das neue KI- und Cyber-Paket, das unter anderem Streitigkeiten aus der betrieblichen Verwendung von Systemen mit Künstlicher Intelligenz bietet, können frei gewählt werden.

IVVA: Und ARAG baut auch die Möglichkeiten der Prävention weiter aus?
Mag.a Eder: Ja, das neue Präventionspaket umfasst auch Wirtschaftsmediationslösungen, bei denen auch außergerichtliche Gutachten übernommen werden. Als besonderes Asset auch für einen vorvertraglichen Streit. Und:

  • Im Allgemeinen Vertrags-Rechtsschutz ist standardisiert Europadeckung inkludiert, auch für Inkassofälle im Rahmen des ARAG Forderungsmanagement PREMIUM. Neben den festgelegten Streitwertbegrenzungen können auch neue Streitwertüberschreitungen in 2 Varianten gewählt werden – 1x jährlich 50% oder 100% inklusive anteilige Kostentragung bei Streitwertüberschreitungen im laufenden Verfahren. Das Handelsvertreterrecht sowie das Bauherrenrisiko im Betriebsbereich sind standardmäßig im Rahmen der vereinbarten Streitwertbegrenzungen inkludiert.
  • Pauschale Fuhrparklösungen für alle betrieblich und privat genutzte Fahrzeuge runden das Gesamtpaket Betriebs-Rechtsschutz ab.
  • Unverändert gelten diese Vorteile auch im bekannten Gründer-Rechtsschutz.

IVVA: Vorige Woche erzählten Sie von einer Marktinnovation, dem neuen Branchenassistent.

Mag.a Eder: Eine Herausforderung im Betriebs-Rechtsschutz ist, die richtige Branche aus einer endlos langen Branchenliste zu wählen. Als digitales Service können nun im ARAG Tarifrechner die Branche und wirtschaftliche Tätigkeiten (ÖNACE) direkt aus dem Firmenbuch oder GISA automatisiert übernommen werden.  Ebenso wurde der Großteil der versicherbaren Branchen in den Tarifrechner integriert und es können Angebote und Anträge problemlos und ohne zeitaufwendige Rückfragen erstellt werden.

Mit diesem Zugang sind Tarifierungsfehler praktisch ausgeschlossen und das Haftungsrisiko für Vermittler ist deutlich reduziert.

IVVA: Gibt es auch Neues für Private?

Mag.a Eder: Im Privat-Rechtsschutz empfiehlt und stärkt ARAG unverändert den Zugang zu den ARAG Inhouse Juristen (IHB). Diese bieten Kunden eine effiziente und prozessvermeidende Abwicklungsmöglichkeit in Streitfragen. Um auch einen Prämienanreiz zu schaffen, hat ARAG für die Tarifgrundlage mit Selbstbehalt (dieser kommt nicht zur Anwendung, wenn der von ARAG empfohlene Anwalt vom Kunden akzeptiert wird) neu einen 25%-igen Tarifrabatt (bisher 20%) eingeführt.

IVVA: Ich las von einem neuen digitalen Service namens „Compliance-Screening“, was bedeutet das?

Mag.a Eder: Dieses digitale Service bietet die Möglichkeit für Firmenkunden, finanzielle sowie rechtliche Risiken in Bezug auf Geschäftspartner präventiv zu minimieren. Mit einem Klick erhalten sie Information über mögliche:

  • Insolvenz
  • Russland-Bezug
  • PEP
  • Sanktionslisten
  • Scheinunternehmen

Das funktioniert ganz einfach über die Homepage der ARAG.

IVVA: Zwischenfrage: Ich lese regelmäßig, dass andere Versicherer nun auch ein Rechtsschutz-Produkt anbieten. Wie kann man eigentlich als Spezialist hier im Wettbewerb bestehen? Denn diese neue Konkurrenz bieten wohl finanzielle gute Konditionen an, weil das ein Vollkunde wird, der viel Prämie bringt. Oder?
Versteht der Kunde das Argument der Unabhängigkeit (sodass man sich nicht im eigenen Konzern klagen muss, also möglicherweise Interessenskonflikte vermieden werden, wenn man bei ARAG den Rechtsschutz hat)?

Mag.a Eder: Wir konzentrieren uns ausschließlich auf Rechtsschutz, sind daher absoluter Spezialist in dem was wir tun. Rechtsschutz ist ein sehr komplexes Produkt. Nicht nur beim Abschluss, sondern auch im Handling der Schadenfälle. Wir gehen seit vielen Jahren den Weg, auf dem wir nicht nur Prozesse finanzieren, sondern helfen diese nachhaltig zu lösen oder bestenfalls gar nicht erst entstehen zu lassen. Das zeichnet uns als ganzheitlichen Partner in allen Rechtslagen aus.

IVVA: Wie argumentieren Sie einem Vermittler und Kunden gegenüber, dass man doch zum „Profi für Rechtschutz“ gehen sollte?

Mag.a Eder: Unsere Kunden wollen nicht zwangsläufig einen Prozess führen, sondern ihr Problem gelöst bekommen und die beste Lösung kann je nach Kunde und Situation eine andere sein. Um die beste Lösung zu finden, braucht es einen Spezialisten an der Seite, der das Wissen und die Kapazität hat, dies zu bewältigen.

Manchmal ist ein Prozess unumgänglich, aber unsere Kunden schätzen vor allem auch die unkomplizierte Beratung unserer 45 ARAG Inhouse-Juristen bei Rechtsfragen, quasi bequem von der Couch aus. Ebenso die außergerichtliche Regulierung der Schadenfälle durch die Inhouse-Juristen.

In bestimmen Rechtsgebebieten, wie dem Familienrecht, dem Arbeitsrecht oder unter Nachbarn kann eine Mediation oder Konfliktberatung den nachhaltigsten Erfolg bringen. Auch dafür sorgen wir mit einer eigenen ARAG Inhouse Mediatorin und einem externen Mediatorennetzwerk.

IVVA: Und Sie bieten auch Hilfsmittel auf Ihrer Webseite an. Wollen Sie uns darüber mehr berichten?

Mag.a Eder: Ja, wir bieten viele präventive Services auf unserer Homepage an, die niederschwellig für unsere Kunden zugänglich sind, damit Rechtsstreitigkeiten gar nicht erst entstehen. Beispiel dafür ist unser KFZ- Pickerlgutachten, hier kann man sich vor einem Gebrauchtwagenkauf über den Zustand des Autos informieren und dann gut informiert entscheiden, ob man das Fahrzeug kaufen will.

Mit dem Infopass für Mieter, kann man die Bonität eines potentiellen Mieters prüfen.

Mit dem Fakeshop-Detector kann man einen Onlineshop vor dem Kauf auf Seriosität prüfen und so Schwierigkeiten nach dem Kauf (Ware wird nicht geliefert, aber Geld ist weg) verhindern.

Eine nachhaltige Lösung von Konflikten und die Möglichkeit die Rechtswahrnehmung individuell passend zu übernehmen, zeichnet uns als Spezialisten aus.

Darüber hinaus sind wir unabhängig und geraten somit nie in Interessenskonflikt, etwa mit anderen Versicherungen. Das schätzen sowohl Kunden als auch Vermittler.

 

Nächste Woche stellen wir Mag.a Birgit Eder Fragen zum Thema Weiterbildung, aber auch zu IDD und DSGVO (z.B. verlangt ARAG die Ablieferung aller Beratungsprotokolle?), aber auch zum Komplex Nachhaltigkeit. Ebenso erfahren wir, ob ARAG weitere Agenten als Vertriebspartner sucht und wo die Vorteile der ARAG ganz besonders liegen…

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